Kühe melken in der Hauptstadt

Eine Messe für Landwirtschaft, Garten, Bio und Essen – das hört sich doch nach einer ziemlich verlockenden Kombi an, oder nicht? Deswegen dauerte es auch nicht lange bis fest stand, dass wir dieses Jahr auf der Internationalen Grünen Woche dabei sein würden! Und ich kann auch schonmal vorab sagen, wir hatten zwei richtig tolle Tage in Berlin 🙂

Wie das ja immer so ist, hat man gewisse Erwartungen, wenn man sich auf etwas freut. Zwar lasse ich mich meistens einfach überraschen, aber so eine Grundstimmung ist ja trotzdem da. Deswegen war ich vom ersten Eindruck etwas enttäuscht: es gab sehr viel Essen. Sehr sehr viel Essen, eigentlich hauptsächlich Essen. So kam es mir zumindest vor. Man konnte eine „World-Tour“ gehen und ist dabei durch jedes erdenkliche Land gelaufen, um sich von Gewürzen und Marktschreiern von einer Welt in die andere entführen zu lassen. Spaß hat das alle mal gemacht (abgesehen von den horrenden Preisen), aber ich vermisste etwas das Bauernhoffeeling und Inspirationen für meinen Garten.

Doch dann kam meine erste kleine Insel: die Tierhalle. Das Basarfeeling war verflogen und ich fühlte mich wirklich wie auf einem kleinen Bauernhof. In der Mitte gab es Pferdevorführungen, turnende Mädchen auf ihnen und rundherum alles was ein Bauernhof so braucht. Wer mit Pferden genauso viel anfangen kann wie ich kann sich also wunderbar mit anderen Tieren beschäftigen; Ferkeln, Schafe, Bullen, Ziegen – und so tolle Tiere dabei! Auch wenn sie einem etwas leid tun können, bei der Lautstärke da drin, wirkten alle sehr ruhig und wenig angetan von den bestaunenden Besuchern.

Weg von den Tieren, hinein in einen ganz anderen Teil der Natur führte uns die Blumenhalle. Ein riesiges Tulpenfeld erstreckte sich hier durch die Halle und eine kleine Windmühle am Ende machte die Illusion von einem Spaziergang in Holland perfekt.

Da kommt die Milch also her!

Wir nahmen die Ruhe mit und schlenderten durch Hallen über Landwirtschaft, Forst, Jagd und Landbau, was uns insgesamt weniger ansprach, weil sie entweder die Leute aufklärten, wo die Milch herkam oder sich direkt an Fachbesucher mit eigenem Betrieb richteten. Schließlich machten wir eine Pause bei schlürf in der Biohalle. Schlürf ist ein junges Unternehmen aus Berlin, das es sich zur Aufgabe gemacht hatten, wundervoll duftende bio- und fairtrade-Tees herzustellen und sie in ein ziemlich cooles Design zu verpacken! Super nette Leute waren da am Stand und nach dem ganzen Laufen tat das unheimlich gut!

Und dann gab es da noch die Hallen, die den Ausflug erst so richtig interessant machten! Einmal war das die Halle des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Hier haben sich die Damen und Herren etwas tolles einfallen lassen: ein Quiz. „Pflicht“ sind 5 Fragen an verschiedenen Ständen richtig zu beantworten um einen kleinen Preis zu bekommen – wir haben einfach alle 15 gemacht!
Und das war richtig so; dadurch waren wir gezwungen uns mit jedem Thema auseinanderzusetzen und mit jedem ein  -manchmal mehr, manchmal weniger- interessantes Gespräch zu führen. Wir haben nette Leute kennen gelernt und ganz viel Input mitgenommen! Thematisch hat sich alles um Umweltschutz, Menschenhilfe und Nachhaltigkeit gedreht und auch wenn man eigentlich von allem schon etwas gehört hat, war es gut, einiges nochmal vor Augen geführt zu bekommen.  Und es hat einfach unglaublich viel Spaß gemacht, sich mit so vielen unterschiedlichen Menschen unterhalten zu können. (Unsere Tasche mit Flyern, Broschüren, Kullis und Samentütchen wurde dabei immer voller und voller)

Apropos Tasche; darüber möchte ich kurz etwas ansprechen: Ihr wisst doch bestimmt, wie das meistens auf den Messen ist. An jedem Stand liegen Kleinigkeiten aus, die die Besucher mitnehmen können, bestenfalls nachdem sie sich über das jeweilige Thema erkundigt haben. Da sich auf der IGW viel um Agrar gedreht hat, gab es an einigen Ständen Samentütchen. Und jetzt haltet euch fest: Ich habe nicht nur eine Person dabei beobachten können, wie sie einfach nur von Stand zu Stand gegangen ist und sich nicht nur ein oder zwei Tütchen genommen hat, sondern einfach mal den kompletten Stapel?! Wie dreist ist das denn bitte? Wenn man es nötig hat, nur Sachen einzustecken und nicht mit Leuten in Kontakt zu treten, ist das ja eine Sache, aber wieso bitte dann gleich alles auf einmal einstecken? Wollen die die 15Euro Eintrittspreis durch Basilikumsamen wieder rein holen? Ich verstehe so eine Dreistigkeit nicht und sie macht mich traurig…

meine Ausbeute
meine Ausbeute

Aber zurück;
Es gab noch eine Halle, in der Institute verschiedene Themen präsentierten und durch ein Quiz haben wir auch hier echt tolle Gespräche führen dürfen! Wir haben von Honig gelernt, der mit Maissirup gestreckt wird, um ihn billiger verkaufen zu können und von einer Ausbildung, in der man lernt alte Heilkräfte in Pflanzen richtig einzusetzen. Für was bio steht und wie man Lebensmittel am besten nicht aufbewahrt.  Und wir haben von Demonstrationsbetrieben gehört, die wirklich Hoffnung darauf machen, dass sich in der  Tierhaltung und der Landwirtschaft in Zukunft einiges bessern wird.

Was ich neben einer vollen Tasche also noch mitgenommen habe; ganz viel Hoffnung! Zu sehen, dass sich nicht nur einzelne Menschen Gedanken machen, wo wir in 20 Jahren stehen, wenn wir so weiter machen. Sondern dass es Institute gibt, die sich mit nichts anderem beschäftigen, dass dadurch schon viel umgesetzt werden konnte, was alles kleine Schritte in eine richtige Richtung sind.

Natürlich sollte man sich davon nicht verblenden lassen und denken, dass alles schon irgendwie wird und jeder am Ende doch nur das Beste für alle will. So ist es bestimmt nicht und jeder einzelne sollte trotzdem noch mit anpacken, aber immerhin habt ihr mir Mut gemacht. Mut, weil wir nicht alleine da stehen.

 

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