wenn es doch so einfach wäre

Nachdem mein Gärtchen angelegt war, konnte ich also endlich anfangen zu pflanzen. Schon öfters habe ich allerdings von dem Problem gehört, dass gerade überall unsere wichtigsten Gartenhelfer sterben. Was bringen uns die schönsten Pflanzen, wenn die Blüten nicht bestäubt werden? So ganz Unrecht hatte Einstein auf keinen Fall; Wenn die letzte Biene gestorben war, würden auch kurze Zeit später die Menschen sterben.

Der Gedanke ließ mich irgendwie nicht mehr los, ich fühlte mich ein Stück weit verantwortlich. Also recherchierte ich etwas.

Von nichts kommt nichts

Die Gründe für das Bienensterben sind sehr komplex. Viele Faktoren kommen momentan zusammen, die für die Bienen als „tödlicher Cocktail“ enden.
Einer dieser Gründe -und das ist ein sehr schwerwiegender Grund- ist der Einsatz von Chemikalen. Oft genug beobachte ich, wie leichtsinnig Menschen in ihrem Garten mit Pestiziden und allen möglichen Chemikalien rumsprühen und dabei wahrscheinlich gar nicht daran denken, dass so ein Gift nicht nur den unerwünschten Parasiten im Gemüsebeet tötet. Das Traurige allerdings ist, dass die Chemikalien in den privaten Gärten nur einen sehr sehr geringen Teil ausmachen -das eigentlich viel schlimmere ist die Landwirtschaft. Dort werden auf unglaublich großen Flächen unglaublich große Mengen an Giften eingesetzt  -für bessere Ernten, schönere Früchte, größere Früchte… Die Bienen tragen diese durch die Pollen mit in den Stock, wo sie an die jungen Larven oder die Eier übertragen werden. Sie werde geschwächt, sind anfälliger für andere Einwirkungen und auf Dauer kommt es beispielweise zu Missbildungen an den Flügeln -wenn sie es denn überhaupt überleben. Um dieses Problem zu lösen, müsste sich also die komplette Landwirtschaft ändern, weg von schöner, größer, schneller zu…bio?
Für mich, mit meinem kleinen Stadtgemüsegarten, ist es natürlich noch nicht möglich, ausschließlich von der eigenen Ernte zu leben, auch wenn das vielleicht das Beste wäre. Nachdem mir das jetzt aber nochmal bewusster geworden ist, werde ich in Zukunft noch mehr darauf achten, Bio-Produkte zu kaufen (und hoffen, dass es da besser ist). Wir schaden ja auch nicht nur den Bienen damit, sondern uns selbst genauso. Auch wenn ich als Student weiß, dass sich der Bio-Kauf vor allem gegen Ende des Monats schwieriger gestalten kann… 😉

Zusätzlich zu den Chemikalien haben wir den Bienen noch einen ganz anderen Feind gebracht: die Varroamilbe. Sie wurde vor einiger Zeit aus Asien eingeschleppt und befällt nun in rasantem Tempo unsere Bienen. Und ratet mal, was am liebsten zur Bekämpfung eingesetzt wird ? Richtig, die Chemikalien.

Als wenn das noch nicht genug wäre, gibt es weitere Faktoren, die die Bienen schwächen. Großflächige Bebauung, die Bewirtschaftung vieler ehemals brachliegender Flächen, Monokulturen, Unkrautbekämpfung und noch viel mehr führt zu weniger“Pollenauswahl“ für die Biene, weniger Nistmöglichkeiten, mehr Stress. All das kostet Kraft und die Tiere werden anfälliger für anderes. Und sind die Bienen schwach, müssen wir sie durch unseren Eingriff entlasten -und bringen dadurch nur alles noch mehr aus dem Gleichgewicht.

Je länger ich mich mit dem Thema beschäftige, desto mehr merke ich, wie verzwickt das Ganze ist. Um meinen Teil dazu beizutragen, dass diese wichtigen Helferchen, genauso wie ich in meinem kleinen Stadtgarten, ihre Oase finden können, habe ich zwei Projekte in Angriff genommen.

Bunt, bunter, am buntesten

Unsere Bienen brauchen gute, ungespritzte, vielseitige Pollenernährung! Also brauche ich eine Wildblumenwiese. Nagut, das ist in der Stadt durchaus schwer, aber kennt ihr diese Vorgärten, die einfach nur da sind…für was eigentlich? Einfach nur sauber geschnitte Rasenfläche? Und eine Buchsbaumhecke drum? Genau so sah es bei uns aus. Ich möchte niemandem zu nahe treten, ganz gewiss sieht das nett aus, aber das sieht eine Blumenwiese doch auch, oder?  Nach Absprache mit den Vermietern gibt es jetzt also ein Umstyling; der Rasen wird aufgelockert und ganz viele Blumensamen werden gestreut. Im Idealfall hätte ich den Boden komplett aufgehackt und die Samen in die Erde getan, aber das hätte für den Übergang dann vielleicht doch zu krass ausgesehen. Daher wird jetzt gehofft, dass die Samen ihren Weg finden und gewartet, bis aus dem grünen Vorgarten ein bunter wird!

 

Zimmer frei

Wusstet ihr, dass es 560 verschiedene Wildbienenarten gibt und 53% davon ausgestorben oder gefährdet sind? Das habe ich zumindest hier gelesen. (Diese Seite solltet ihr euch unbedingt anschauen, eine richtig tolle Darstellung, die auch das Designer-Herz höher schlagen lässt!)
Wildbienen produzieren im Gegensatz zu den Honigbienen keinen Honig, da sie ihren Larven vor dem Winter alles „mit in die Wiege legen“, sodass der Nachwuchs im Frühling schlüpfen kann und für die nächste Generation sorgt. Diese Wiegen finden sie in verlassenen Schneckenhäusern, alten Gemäuern, Lehmwänden, Hohlräumen, in Steinhügel etc. Und seit neustem auch in meinem Insektenhotel. Wie der Name schon sagt, können darin auch andere Insekten Unterschlupf finden, die genauso wichtig für die Pollenübertragung an unseren Pflanzen sein können!
Das kommt durch die unterschiedlichen Materialien, die wir verwendet haben.

Für die Bienen haben wir in Holzstücke circa 7cm tiefe Löcher gebohrt und die Ecken entgratet, damit sie sich ihre Flügel nicht verletzen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit das war! Zu viert waren wir allein an den Löchern einen ganzen Tag beschäftigt.


Für Schmetterlinge ist das Stroh, das mit einem Holzbrett abgedeckt wurde, Marienkäfer und andere Käfer verstecken sich gerne in Tannenzapfen. Generell sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, alles was Unterschlupf bieten kann und bestenfalls aus der Natur kommt, ist gerne gesehen 🙂

Nun hängt dieses wunderschöne Insektenhotel bereits seit einigen Woche bei uns im Innenhof, unweit entfernt vom Gemüsegarten und möglichst lange in der Sonne. Am Anfang hatte ich starke Zweifel ob sich jemals eine Biene dorthin verirren wird, weil ich hier bei uns noch so gut wie keine Bienen gesehen habe. Aber mittlerweile sind schon ganze Holzstücke komplett bewohnt und ich freue mich schon darauf, wenn die Kleinen nächstes Jahr schlüpfen.

Nach dem Bienenhotel gab es übrigens noch eine Erweiterung in meiner Stadtoase. Mehr dazu im nächsten Post 🙂

Ein Gedanke zu “wenn es doch so einfach wäre

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